Ein Absprung mit Verzögerung

20. Januar 2024
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Warum Daniel Bremer in der Winterpause zu Basketball Lesum/Vegesack gewechselt ist – Sonnabend Topspiel 

Seine Feuertaufe bestand er mit Bravour. Gleich im ersten Spiel nach seinem Abschied von der BSG Blumenthaler TV/TV Schwanewede machte Daniel Bremer im Team von Basketball Lesum/Vegesack dort weiter, wo er zuvor aufgehört hatte. Beim 109:36-Kantersieg über den FTSV Jahn Brinkum war er also wieder der Antreiber, Spiellenker und vor allem auch der sichere Punktelieferant, den zweifelsfrei jedes Team gebrauchen könnte. Und nicht nur durch seine 18 Punkte unterstrich er zugleich, warum er diesen Wechsel innerhalb der Landesliga in der Winterpause letztlich auch vollzogen hat. 

„Ich will unbedingt noch einmal in der Oberliga spielen“, sagt er und könnte selbst einiges dafür tun, dass dieses ambitionierte Ziel auch erreicht wird. Denn einen besseren Zeitpunkt zum Wechsel hätte es wohl kaum geben können. An diesem Sonnabend steht nämlich das wichtigste Spiel dieser Saison an, wenn er mit dem BLV-Team als Spitzenreiter beim ärgsten Verfolger OSC Bremerhaven aufläuft. Gewinnen die Nordbremer diese Partie, dürfte der Weg zum Titel und Aufstieg in die Oberliga nahezu frei sein. 

Gleich zum Saisonauftakt hatte sich der BLV im Hinspiel mit 77:93 geschlagen geben müssen. Da kann es auf gar keinen Fall schaden, dass mit Daniel Bremer jetzt ein Spieler im Team steht, der weiß, wie man die Seestädter bezwingen kann. Dieses Kunststück gelang ihm mit der BSG nämlich am vierten Spieltag mit dem 85:75-Auswärtssieg. „Der OSC hat sehr erfahrene und athletische Spieler und es macht einen Riesenspaß gegen eine solche Mannschaft zu spielen. Am Sonnabend wird alles möglich sein. Wer einen besseren Tag erwischt, wird gewinnen“, sagt Bremer. 

Dass sich der 33-Jährige ohne Reibungsverluste sofort in seinem neuen Umfeld zurechtfand, liegt auch daran, dass er bereits seit geraumer Zeit beim BLV mittrainiert. Schon in der Vorsaison hatte sich Bremer mit einem Wechsel befasst. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht absehbar, dass Lesum/Vegesack aus der Oberliga absteigen würde, nahezu zeitgleich startete die BSG in der Regionsliga einen Siegeszug. Für beide Teams endete die Serie letztlich in der Landesliga und Daniel Bremer war zum Absprung Richtung BLV bereit. „Ich hatte bereits beim BLV mittrainiert und mich dabei verletzt, sodass ich mich dazu entschied, doch noch bis zum ersten Derby in der Landesliga abzuwarten“, sagte er. Im Nachbarschaftstreffen gab er für die BSG gewohntermaßen alles, doch die 64:69-Niederlage war letztendlich nicht abzuwenden. „Da stand für mich fest, dass ich wechseln würde“, so Bremer. 

Am Ende des Tages gaben aber auch die unterschiedlichen Ambitionen innerhalb des Teams den Ausschlag. „Das sind alles super Jungs, mit Tilman Jacob, Jonas Barg oder Lasse Tillwick. Doch Jonas ist durch sein Studium selten beim Training, ebenso Lasse, Pascal Tusin hat klar dem Fußball beim 1. FC Burg Vorrang eingeräumt. So sind zu oft letztlich nur zwei Spieler aus der Starting Five beim Training. Das entsprach nicht meinen Vorstellungen. Wenn ich Basketball spiele, stelle ich nun einmal alles andere hinten an“, erklärt Bremer seine getroffene Entscheidung. 

Hinzukommt, dass er Trainer Max Melching noch bestens aus gemeinsamen Zeiten in der Jugend der BTS Neustadt kennt (Bremer: „Mit Max habe ich vor 16 Jahren noch in der Halle Erlenstraße gestanden“) und auch mit Hermann Gottwich verbindet ihn eine Freundschaft. „Unsere beiden Töchter verstehen sich auch schon sehr gut“, sagt er. Gottwich ist auch auf dem Feld sein kongenialer Partner. Beide spielen als Mischung zwischen Point Guard und Shooting Guard auf den gegenüberliegenden Flügeln eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit dem starken Shooter Noah Bakker können sie jede Verteidigung vor erhebliche Probleme stellen. Basketball Lesum/Vegesack ist für Daniel Bremer folglich zu seiner sportlichen Wahlheimat geworden. So hat er mittlerweile auch den Plan verworfen, beim TV Schwanewede die Basketball-Abteilung zu leiten. „Das Amt wird jetzt Andreas Jordan übernehmen. Ich unterstütze den TVS zwar weiter- hin, werde mich aber auch in dem Verein engagieren, in dem ich selber spiele“, sagt er. 

Direkt in die Oberliga zu Bremen 1860 oder BTS Neustadt/Weserbaskets zu wechseln, kam für ihn aufgrund des langen Anfahrtsweges nicht infrage. Außerdem glaubt er an sein neues Team. „Die Mannschaft verfügt über einen super Kader mit einem sehr engagierten Trainer. Ich bin mir sicher, dass sie in dieser Zusammensetzung definitiv nicht abgestiegen wäre. Zudem verfügt Lesum/Vegesack über eine sehr gute Jugendarbeit und ich kann mir vorstellen, dass es dort dann auch für meine Tochter eine Mannschaft geben wird, falls sie tatsächlich einmal Basketball spielen möchte“, sagt Daniel Bremer. 

Seine sportliche Zukunft ist auch nicht von einem Aufstieg abhängig. Der 33-Jährige ist topfit und wird sein Ziel im Auge behalten, solange sein Körper mitmacht. „Zurzeit fühle ich mich bestens. Ich kann in jedem Spiel voll durchziehen. Wenn es aber diesmal nicht klappt, dann eben im nächsten Jahr“, sagt er. Diese Qualitäten werden an diesem Sonnabend sicher auch vonnöten sein, zumal sich der OSC Bremerhaven mit drei ehemaligen Regionalligaspielern von den Eisbären verstärkt hat. Der Showdown in der Seestadt kann beginnen. 

 

Daniel Bremer (33) 

Der in Achim geborene Bremer spielte in seiner Jugendzeit bei BTS Neustadt und ging dann für ein Jahr in die USA – allerdings nicht, um dort Basketball zuspielen. Ohnehin rückte sein Sport zwischen dem 18. und 23. Lebensjahr erst einmal in den Hintergrund. Bei OT Bremen stieg er schließlich wieder ein, um dann wiederum eine längere Basketball-Pause einzulegen. Als er bei einem Spaziergang Rolf Jacob wiedertraf, überredete der Trainer der BSG Blumenthal/Schwanewede ihn im Winter der Saison 2021/2022 zu einem Comeback. Mittlerweile wohnt Bremer mit seiner Frau und seiner fünfjährigen Tochter in Schwanewede und arbeitet in der Überseestadt bei einem Energie- und Mobilitätsunternehmen. 

Quelle: Weser-Kurier, Die Norddeutsche, Rainer Jüttner, 19.01.2024

Foto: Christian Kosak

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