Botschafter, Freizeit-Bauer, Exporteur

10. Dezember 2020
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Als Funktionär seines Basketball-Klubs hat Omar Ba, der einst auch für den TSV Lesum-Burgdamm auf Korbjagd ging, gerade alle Hände voll zu tun. Er plant nämlich den Saisonstart für seinen Erstliga-Verein Sicap Basket Club (Sibac) in diesem Monat – trotz Corona-Pandemie. Im Senegal, der Heimat von Omar Ba, soll es noch in diesem Jahr wieder um Punkte gehen.

„Ich habe nie aufgehört, meinen Verein in der Heimat zu unterstützen. Sibac hat heute alle Qualitäten einer Basketball-Akademie, und wir werden mit den Männern in der Meisterschaft in der ersten Liga, aber auch mit Kindern und Jugendlichen in der kommenden Saison an den Start gehen. Die vergangene Spielzeit musste allerdings nach nur drei Spielen gestoppt werden“, erzählt Omar Ba in einem Gespräch über Facebook, direkt aus Dakar, der Hauptstadt des Senegal. Dorthin, nach Westafrika, ist der 48-Jährige nach fast 20 Jahren in Deutschland zurückgekehrt.

Mit Deutschland und insbesondere mit Bremen hat Omar Ba damit jedoch keinesfalls abgeschlossen. Er arbeitet für eine Firma in Darmstadt, die hauptsächlich in der Getränke-Branche aktiv ist. „Wir liefern Zutaten für alle Arten von Getränken und deren Rezepturen“, erläutert Omar Ba das Portfolio. Er ist dabei im kommerziellen Bereich tätig und beackert das Gebiet Westafrika.

„Ich habe vor meiner Rückkehr in meine Heimat eine deutsche Firma gesucht, die mich entsenden würde, und fühle mich da inzwischen sehr wohl“, sagt er und gibt in diesem Zusammenhang einen Teil seiner Lebensplanung preis. Es war von Anfang an sein Plan gewesen, nach Hause zu seiner Familie zurückzukehren. In Dakar hat er neben seiner Frau – die Hochzeit fand vor zwei Jahren statt – noch seine Mutter und sieben Geschwister. „Meine Zeit in Deutschland, das war ein schönes Abenteuer. Aber älter werden, das wollte ich immer hier. Hier ist meine Familie, ich habe das Meer vor der Haustür – hier ist es einfach ideal. Aber, wenn ich mehr als sechs Monate nicht in Deutschland bin, dann fehlt mir schon etwas…“

Omar Ba reist also ab und zu immer mal wieder in die Städte in Deutschland zurück, in denen er einen Großteil seiner sportlichen und akademischen Ausbildung erworben hat. In Bremen studierte er Politikwissenschaft, arbeitete aber nie in dieser Fachrichtung. Geld verdient und sein kaufmännisches Grundwissen erworben hat Omar Ba als Sales Manager bei der Im- und Export-Firma Aquarius, bei der er für die Region Afrika zuständig war. „Der Eigentümer hat mir damals einiges beigebracht, was ich auch heute noch gebrauchen kann“, erinnert sich Omar Ba mit Freude zurück an seine ersten Schritte im Bremer Wirtschaftsleben.

Seine sportlichen Schritte beim TSV Lesum-Burgdamm und dann im Nachfolgeverein Bremen Roosters machten Omar Ba über die Landesgrenzen des Stadtstaates hinweg bekannt. Abgebrochen hat Omar Ba die Kontakte zu seinen ehemaligen Wirkungsstätten und Weggefährten ohnehin nicht, auch wenn er jetzt auf einem anderen Kontinent zu Hause ist. „Obwohl man in einem ganz anderen Winkel der Welt ist, braucht man die Brücken heutzutage nie abzubrechen – das genieße ich sehr“, freut sich der Senagalese. „Über Facebook und WhatsApp bin ich mit den allermeisten noch in Kontakt.“

Wenn Omar Ba nicht gerade arbeitet, Kontakte pflegt oder sich für den Basketball engagiert, verbringt er seine Zeit außerhalb der Stadt auf einer rund neun Hektar großen Hühnerfarm, die Omar Ba sein Eigen nennt. „Es macht mir dort einen Riesenspaß, und das war schon mein Hobby, bevor ich nach Deutschland ging“, so der Freizeit-Landwirt. Außer Hühnern und ein paar Kühen gibt es dort primär Mango-Bäume über die gesamte Fläche verteilt, sowie Mais oder Erdnüsse zu ernten. Auch Saisonfrüchte, zum Beispiel Auberginen, pflanzt Omar Ba dort an. „Das ist für mich für die sogenannte Work-Life-Balance genau das Richtige“, betont er.

Letztendlich darf der Ball in Omar Bas Leben dann aber doch nicht fehlen. Und zwar nicht nur in der Funktionärs-Tätigkeit („Das ist keine Arbeit für mich, das mache ich gerne“) sondern auch immer noch aktiv auf dem Feld.

Omer Ba hat nie aufgehört selbst zu spielen und will das auch noch so lange, wie es geht fortsetzen. Er spielt dreimal in der Woche Basketball mit einer Gruppe „Ehemaliger“, darunter auch senegalesische Ex-Nationalspieler.

Sogar zwei NBA-Profis gesellen sich zurzeit dazu, da sie sich gerade im Senegal im Urlaub befinden. Die NBA in den USA hat noch Pause und soll frühestens am 22. Dezember, möglicherweise auch erst im kommenden Jahr, wieder starten. „Die unter Corona-Bedingungen ausgetragene vergangene NBA-Saison war jedoch nur ein Schatten von dem, was man ansonsten dort zu sehen bekommt“, urteilt Omar Ba mit Bedauern. Seine jetzigen Spiele in Dakar mit den „Großen“ von einst haben vornehmlich sozialen Charakter, es geht dabei nicht mehr um Punkte und Titel. „Aber es macht Spaß, und wir spielen auf einem guten Niveau.“

Gerne erinnert sich Omar Ba auch an die Meisterschaftsspiele in Lesum und anderen Bremer Hallen zurück. „Es macht mir immer Freude, hier von damals in Bremen zu berichten. Viele in meiner Heimat wissen wenig über Deutschland – es gibt viele Klischees. Wenn ich dann Anekdoten aus meiner Zeit in Bremen erzähle, kann ich mit diesen Klischees aufräumen. So verstehe ich mich ein wenig auch als Botschafter für die Hansestadt“, erläutert Omar Ba.

 

Zur Person

Als 40-Jähriger in die Regionalliga aufgestiegen

Omar Ba wurde 1972 in Pikine, einer Großstadt in der Region Dakar, im Senegal geboren und besitzt seit 2003 auch die deutsche Staatsbürgerschaft. 1996 kam er nach Deutschland und studierte Politikwissenschaft in Bremen. Im November 2014 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Omer Ba begann seine aktive Laufbahn als Basketballer in Deutschland bei der BG ‚89 Rotenburg/Scheeßel. Nachdem er mit dem TSV Lesum-Burgdamm in seinem sechsten aktiven Jahr 2001 in die 2. Basketball-Bundesliga aufstieg, wo er dann für den Nachfolgeverein der Lesumer, die Bremen Roosters, in der ersten Saison auf dem Parkett stand, spielte er unter anderem noch für den Ligakonkurrenten Rot-Weiß Cuxhaven sowie in Frankreich (LYNX). Im Oktober 2004 kehrte Omar Ba nach Bremen zurück und spielte für die Bremen Roosters noch zwei Spielzeiten in der 2. Basketball-Bundesliga. Anschließend war Omar Ba unterklassig für die SG Oslebshausen, den Vegesacker TV und die BTS Neustadt bis 2013 aktiv. Mit der BTS Neustadt stieg der 1,94 Meter große senegalesische Forward und Center als damaliger Meister der Oberliga Ost als 40-Jähriger in seiner Funktion als spielender Co-Trainer noch einmal in die Regionalliga auf. Mit der senegalesischen Nationalmannschaft nahm Ba an der WM-Endrunde 1998 in Athen teil, bei der die einzige afrikanische Turniermannschaft den 15. Platz belegte. Dabei feierte er mit dem 75:72 über Südkorea den einzigen Sieg der Senegalesen in deren finalen Turnierspiel.

Quelle: Weser-Kurier, Die Norddeutsche, Marc Gogoll, 10.12.2020

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