Ende Juni sind für die Korbjäger von Basketball Lesum/Vegesack (BLV) die Meldefristen und Rückzugsmöglichkeiten für die kommende Punktspielsaison 2020/21 abgelaufen. Ab sofort sind also alle Blicke auf den Herbst gerichtet, wenn es in den Hallen wieder mit dem Ligabetrieb losgehen soll. Wann und in welcher Form das geschieht, ist jedoch aufgrund der Corona-Lage weiterhin offen. Doch zumindest im Trainingsbetrieb konnten jüngst einige Verbesserungen umgesetzt und den Aktiven verbesserte Angebote gemacht werden.
„Wir gehen das Ganze aber weiterhin mit großer Vorsicht an. Ich hätte ganz ehrlich nicht gedacht, dass zum Ende Juni hin bereits wieder Kontaktsport erlaubt werden würde. Wir haben mit den Spielerinnen und Spielern über die neuen Möglichkeiten gesprochen, und ich gehe davon aus, dass die meisten unserer Teams sie im Trainingsalltag nutzen werden“, sagt BLV-Sportwart und Oberliga-Damentrainer Ronny Arnoldt. Seit dem 26. Juni wurden in Bremen die Kontaktbeschränkungen gelockert, und es können sich demnach bis zu zehn Personen aus verschiedenen Haushalten treffen, ohne die 1,5-Meter-Abstandsregel einhalten zu müssen. Damit ist quasi ein reguläres Basketball-Training mit einem Spiel Fünf gegen Fünf wieder möglich. Außerdem sind sogar – natürlich weiterhin unter Wahrung der grundsätzlichen Abstands- und Hygieneregeln – Zuschauer bei Sportveranstaltungen beschränkt wieder zugelassen. „Die neuen Regeln haben sicherlich positive Auswirkungen auf unseren aktuellen Trainingsbetrieb bis hin zu einem wieder fast regulären Training“, gibt Ronny Arnoldt zu Protokoll, schränkt aber zugleich ein: „Wir sind weiterhin vorsichtig, es ist ein schmaler Grat zwischen Euphorie und Vorsicht. Wir halten streng das von uns aufgestellte Hygiene-Konzept ein. Demnach hatten wir ohnehin immer nur zehn bis zwölf Personen bei einer Trainingseinheit beieinander.“
„Safety first“ gilt also weiterhin beim BLV-Basketball, denn für diese Vorgehensweise haben die Nordbremer Verantwortlichen von Spielern und Eltern bisher durchweg positive Rückmeldungen erhalten. Schließlich möchte niemand zu einer zweiten Welle bei den Infektionszahlen beitragen und eventuell bewirken, dass dadurch die Lockerungen wieder zurückgefahren werden. „Von den U10 bis zu den Senioren merkt man bei allen, dass sie froh sind, dass überhaupt wieder Sport angeboten wird“, berichtet Ronny Arnoldt, dessen Oberliga-Damen-Team sich im übrigen bis zu den Sommerferien noch gegen eine Nutzung der neuen Freiheiten ausgesprochen hat. Ronny Arnoldt: „Wir machen in dem Hygiene-Bereich sogar mehr als nötig.“ Im einzelnen heißt das, dass die Trainingsteilnehmer durch die Haupttür die Sporthalle Heisterbusch betreten und durch den Hintereingang wieder verlassen müssen. Die Halle Steinkamp ist ohnehin noch gesperrt. In der Halle wurden Stühle mit jeweils mehr als zwei Metern Abstand aufgebaut – sogenannte Inseln –, auf denen jeder seine Sachen ablegen kann. Die Halle wird vor jedem Trainingsbeginn desinfiziert, die Bälle sollen nicht den Besitzer wechseln. Herren-Neu-Trainer Mario Gäbler empfiehlt ohnehin, dass jeder Spieler möglichst seinen eigenen Ball mitbringt. „Das viele Desinfektionsmittel ist für die Bälle gar nicht gut“, erläutert Gäbler. All diese Maßnahmen und Vorkehrungen bedurften eines enormen organisatorischen Vorlaufes.
Nun kehrt also wieder ein kleines Stück weitere Normalität unter den Brettern im Heisterbusch ein, und die Zeit der reinen Individualarbeit scheint zunächst vorbei zu sein. „Athletik, Schnelligkeit, Ball Handling, Dribbeln, Wurfarbeit ohne Rebounds, Fußarbeit, Trainieren der offensiven Fertigkeit Eins-gegen-null-Geschichten, das ist unser momentaner Fokus“, sagte Mario Gäbler noch Anfang Juni, als er die ersten Trainingseinheiten der BLV-Oberliga-Herren leitete. Ebenso eingeschränkt mussten die Jugend-Landesliga-Mannschaften der U18 und U16, die Schüler und Minis sowie die neuen vom SV Grambke-Oslebshausen an den Heisterbusch gewechselten zweiten Damen unter Erol Zengin üben – sie alle sehnten sich die Rückkehr der spielerischen Komponenten herbei. „Es fehlt immer der Druck vom Gegenspieler. Das können wir eine Zeitlang machen, aber nicht zu lange, sonst wird es eintönig“, analysierte Mario Gäbler. „Ballsportler wollen spielen, sie wollen sich um den Ball streiten und sogar kloppen“, schilderte es Mario Gäbler noch präziser. Das ist jetzt wieder – unter Beachtung aller noch bestehenden und weiter angebrachten Beschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen – möglich. Der Weg zu einem Vor-Corona-Training oder sogar Punktspielbetrieb der bekannten Art ist aber gerade im Basketball noch weit.
Quelle: Weser-Kurier, Die Norddeutsche, Marc Gogoll, 09.07.2020