Basketballer durch und durch, oder?

14. April 2020
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Dennis Sirowi ist Basketballer durch und durch. Könnte man meinen. Er spielt auf der Aufbau-Position bei den ersten Herren von Basketball Lesum/Vegesack (BLV) in der Oberliga und pfeift zudem noch als Schiedsrichter Spiele in der Basketball-Bundesliga BBL. Doch seit 2013 ist der 32-Jährige auch noch von einer ganz anderen Sportart fasziniert: dem Triathlon.

Dass der gebürtige Hannoveraner neben seiner Leidenschaft als Korbjäger und Unparteiischer auch noch der Ausdauer-Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen verfallen ist, hängt einerseits mit seinen sportlichen Wurzeln, andererseits auch mit reinem Zufall zusammen. Bei einem Auftritt von Jan Frodeno in Hamburg infizierte sich Dennis Sirowi mit dem Triathlon-Virus und hat seitdem seinen sportlichen Betätigungs-Kanon entsprechend ausgeweitet. 20 Stunden pro Woche umfasst zurzeit das reine Triathlon-Training, aber Dennis Sirowi bereut diese zusätzliche Herausforderung nicht: „Es reizt mich, gleich drei Sportarten zu machen.“

Zunächst also einmal zurück zum Basketball und zwar zum aktiven Teil. Der leidenschaftliche Schwimmer begann im Schüleralter beim Heesseler SV in der Nähe von Hannover-Burgdorf mit dem Basketballspiel. Als 18-Jähriger wechselte er dann zu CVJM Hannover und spielte in der Jugend-Landesliga Niedersachen/Bremen sowie auf norddeutscher Ebene. Sein Weg im Herrenbereich führte vom CVJM Hannover über den SC Langenhagen, ehe Dennis Sirowi 2012 studienbedingt nach Bremen zog. Dort lief der Point- und Shooting Guard zunächst für Bremen 1860, den BC VSK Osterholz-Scharmbeck und schließlich für den Bezirksligisten TV Bremen 1875 auf, ehe ihn BLV-Headcoach Ronny Arnoldt als damaligen Topscorer der Waller für die Saison 2018/19 nach Bremen-Nord lotste.

Bereits mit 16 Jahren erwarb Sirowi zunächst „just for fun“ seine Basketball-Schiri-Lizenz und wurde in den Folgejahren von seinem früheren Jugend-Trainer und ehemaligem Erstliga-Schiedsrichter Mathias Rucht schrittweise bis in die Regionalliga geführt. 2013 wurde Sirowi in den B-Kader des Deutschen Basketball Bundes aufgenommen und rückte bald in den A-Kader auf. „Ich war dann im sogenannten Evaluationsprogramm für die Basketball-Bundesliga. Dabei war meine Premiere das Erstliga-Match der Eisbären Bremerhaven gegen Brose Bamberg in der ÖVB-Arena in Bremen. Das war ein tolles Erlebnis, zu Hause, vor der eigenen Familie“, erinnert sich Sirowi an die Anfänge seiner Schiedsrichterei auf höchster nationaler Ebene.

Ein weiterer Aufstieg, also ins internationale Lager, ist noch nicht in Sicht, allerdings auch kein Abstieg in die Pro A. „Jedes Spiel wird bei uns beobachtet, entweder vor Ort oder mithilfe einer Fernsehanalyse in den Tagen danach. Man erhält dann zur Hälfte der Saison für gewöhnlich einen Anruf, wenn man die erwarteten Leistungen nicht erbracht hat, um sich in der Rückrunde steigern zu können und den Klassenerhalt zu schaffen“, erklärt Sirowi das System. Einen derartigen Anruf hat der BLVer nicht erhalten, insofern geht er davon aus, auch in einer Spielzeit 2020/21 ab September auf allerhöchstem nationalen Niveau in der BBL pfeifen zu dürfen. So eine solche Basketball-Bundesliga-Saison denn nach der Corona-Auszeit wie geplant im Herbst 2020 anlaufen würde. Was mit der abgebrochenen, laufenden Spielzeit in der BBL geschieht, steht ohnehin noch in den Sternen.

Bei drei sportlichen Betätigungsfeldern stellt sich für den verheirateten und voll berufstätigen Dennis Sirowi zwangsläufig die Frage nach den Prioritäten. Für das BLV-Herrenteam hat der 1,85 Meter große Guard für die nächste Saison unabhängig von der Spielklasse erneut seine Zusage gegeben. „Aber vielleicht wird das meine letzte aktive Spielzeit bei den ersten Herren“, kann sich Sirowi hier ein Kürzertreten durchaus vorstellen. „Es ist immer ein Kampf mit sich selbst und eine Abwägung, was man machen möchte.“ Weiterbetreiben möchte er auf alle Fälle die Schiedsrichterei in der Bundesliga. „Das ist eindeutig der Schwerpunkt, dafür habe ich viele Jahre hart gearbeitet, und es ist auch harte Arbeit, in der ersten Liga zu bleiben.“

Bleibt der Triathlon. Fünf Wochen nach der Zufallsbekanntschaft mit der Ausdauersportart und Jan Frodeno in Hamburg ging es 2013 erstmals über die Olympische Distanz von 1500 Metern Schwimmen, 40 Kilometern Radfahren und zehn Kilometern Laufen. „Mit einer im Nachhinein betrachtet miserablen Zeit“, so Sirowi. Danach folgten rund drei Jahre lang Wettkämpfe über die Mitteldistanz von 2000 Metern Schwimmen, 90 Kilometern Radfahren und 21,1 Kilometern Laufen.

Mittlerweile ist er bei der klassischen Langdistanz (Ironman) angelangt. Für das strukturierte und professionelle Training nutzt Sirowi die Unterstützung seines Personal-Trainers Golo Röhrken von Rocket Racing aus Hamburg. In Hamburg ist der BLV-Basketballer auch für den 4. Ironman Hamburg am 21. Juni über die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer auf dem Rad und den abschließenden Marathonlauf gemeldet, erwartet werden rund 2500 Triathleten. Doch ob diese Großveranstaltung stattfindet, ist fraglich. Insofern könnte die Corona-Pandemie ungewollt die Prioritäten von Dennis Sirowi im Sport noch einmal gewaltig durcheinanderwirbeln

Quelle: Weser-Kurier, Die Norddeutsche, Marc Gogoll, 14.04.2020

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